Glocken

glocken

Die Glocken aus Almen

 

Die Große Glocke.

 

Die große Glocke stammt aus dem Jahre 1926 und wurde in Hermannstadt in der Glocken- gießerei "Schieb und Kauntz" gegossen. Sie trägt die Inschrift:
"Ein feste Burg ist unser Gott".

Sie findet auch beim Schlagwerk der Uhr Verwendung. Das zeigt der Hammer links im Bild.
Ihre Vorgängerin wurde im 1. Weltkrieg 1914 beschlagnahmt und eingeschmolzen.

Die große Glocke

 


Die mittlere Glocke...


Die mittlere Glocke ist die älteste und wertvollste der drei Glocken.
Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, also nach 1450, aus der vorreform-atorischen Zeit. In Minuskelschrift, die beidseitig von zwei Parallellinien eingefaßt ist, lesen wir folgende Inschrift: "o got perot maria hilf uns aus not das ich heit pegin das ist ein guet." Auch diese Glocke wurde beim Schlagwerk der Turmuhr verwendet.

 


Die kleine Glocke...


Die kleine Glocke, deren Vorgängerin während des I.Weltkrieges ebenfalls abhanden kam, wurde wie die Große, im Jahre 1926 neu angeschafft und stammt ebenfalls aus der Hermannstädter Glockengießerei "Schieb und Kauntz".
Auch diese Glocke wurde vom Schlagwerk der Turmuhr verwendet. Die Inschrift an dieser Glocke: "Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich".

Die kleine Glocke

Alle Glocken zusammen...

 

Ein zum Schlagwerk der Uhr gehörendes Glöcklein kündigte die vollen Stunden und den bevorstehenden Uhrschlag an.
Im Zusammenhang mit der großen und kleinen Glocke, die 1926 neu angeschafft wurden, ist noch hinzuzufügen, daß die Vorgängerin der großen Glocke erst 1910 für 2163 Kronen neu gekauft worden war, um dann zusammen mit der kleinen Glocke schon 1916 eingeschmolzen zu werden.

Bis zu der durch die massive Auswanderung bedingten Auflösung der Almer Kichengemeinde haben die drei Glocken der Gemeinde Freud und Leid verkündet. Jetzt ist ihr Klang endgültig verstummt.

Die wichtigste Funktion der Glocken bestand im Sammeln der Gemeinde zum Gottesdienst. Dazu wurden die Glocken folgendermaßen geläutet:
30 Minuten vor Gottesdienstbeginn wurde mit der großen Glocke geläutet (Viurklouk); kurz vor Beginn des Gottesdienstes begann man wieder mit der großen, setzte dann mit der mittleren und kleinen fort. Wenn der Pfarrer das Amtszimmer verließ, begann man mit allen dreien zu läuten und zwar bis zu dessen Eintritt in die Kirche. Genauso wurde auch zur Vesper jeweils am Samstag und bis etwa 1940 auch am Sonntag um 14 Uhr geläutet, auch wenn man schon längere Zeit keinen Gottesdienst mehr feierte.

Fand im Anschluß an den Gottesdienst eine Trauung statt, so wurde dafür mit der großen Glocke geläutet bis der Hochzeitszug vom Elternhaus der Braut oder des Bräutigams in der Kirche ankam.
Bei der Einsegnung der Konfirmanden wurde mit allen drei Glocken geläutet.

Die Glocken dienten auch dazu, den Verstorbenen auf seinem letzten Weg zu begleiten. Wenn der Tod eines Familienmitgliedes auf dem Pfarrhof gemeldet wurde, wurden 30 Minuten mit der kleinen Glocke geläutet, ebenso 30 Minuten für die Gemeinde vor Beginn des Begräbnisses. Nach einer kurzen Pause läuteten alle drei Glocken zusammen für die Nachbarschaft und schließlich die große Glocke für den Pfarrer und die Adjuvanten. Erschien der Leichenzug auf der Pfarrersbrücke, begann man wieder mit allen Glocken zu läuten, bis der Trauerzug im Friedhof war.
Wurde ein Toter von auswärts gebracht, oder führte man ihn durch Almen in einen anderen Ort, wurde beim Eintreten auf Almer Hattert bzw. bis zum Verlassen desselbigen mit allen drei Glocken geläutet.
Die Morgen- und Abendglocke forderte die Leute zum Gebet auf. Früher wurde jeden Morgen der Frühgottesdienst abgehalten. Das Läuten ist bis in unsere Zeit geblieben. Das Abendläuten endete mit drei einzelnen Glockenschlägen. Das heißt: Gottvater, Sohn und Heiliger Geist.
Morgens und abends wurde mit der mittleren Glocke geläutet. Jeden Tag, außer Samstag und Sonntag, kündete die mittlere Glocke den Mittag an. Sonnabend wurde dieser von der großen Glocke eingeläutet. Sonntag wurde mittags nicht geläutet.
Bei Ausbruch eines Feuers wurde mit der großen Glocke "gestürmt" (Stermen). Dies war ein unregelmäßiges Läuten, so daß sofort jeder den Anlaß erkennen konnte. Bis vor einiger Zeit wurde auch zur Gemeindearbeit "gestürmt", allerdings mit der mittleren Glocke. Das Läuten besorgte der Kirchendiener, in Siebenbürgen Burghüter genannt.
Dieser wurde von der Gemeinde gewählt und wohnte früher auch in den Zimmern, die sich im Burghof befinden. Für seinen Dienst erhielt er von jeder Familie eine festgelegte Menge Getreide und Kartoffeln. Ebenso wurde ihm die Kirchensteuer erlassen. Er bewirtschaftete auch die Ackerfläche im Friedhof und im Herbst standen ihm Früchte von den um die Burg befindlichen Bäumen zu. Bei Hochzeiten erhielt er einen Liter Wein, eine Hanklich und einen Striezel.
Dafür mußte er die Glocken nach altem Brauch läuten, die Kirche, den Kirchhof, den Aufgang zur Kirche und den Friedhof in Ordnung halten, beim Orgelspielen den Blasebalg treten, die Nummern der für den Gottesdienst vorgesehenen Lieder auf großen Tafeln anzeigen, die Werkzeuge für das Grabmachen instand halten und nicht zuletzt die Kirchturmuhr aufziehen, wozu die im Inneren des Südturms hängenden Gewichte durch 75 Umdrehungen hinaufgezogen werden mußten. Da konnte es leicht sein, daß er die Stufen zum Kircherech und die Stufen des Glockenturmes 4-5 mal am Tag erklimmen mußte. Letzter Burghüter (von 1983-1990) war Martin Hientz von Hausnummer 109.

Aus dem Almer Heimatbuch
von Mathias Pelger

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