Almen


„Zusammen sind wir Heimat“ – zweites Treffen in Almen

Hinter uns liegt ein Jahr voller Herausforderungen, ein Jahr des Verzichts auf ein normales Leben und ein Jahr voller neuen Erfahrungen. Umso mehr haben wir uns auf das zweite Almer Treffen gefreut. Beinahe wäre jedoch auch dieses der Pandemie zum Opfer gefallen. Nach langem Zögern hat sich der HOG-Vorstand schließlich entschieden: Die Landsleute kommen in ihrer Heimat wieder zusammen.

 

Am 12.08.2021 sollte es so weit sein. Bereits im Voraus waren einige Teilnehmer fleißig am Vorbereiten und Organisieren, um dem Treffen einen gelungenen Ablauf zu ermöglichen.

 

Wanderung auf den Spuren unserer Kindheit

 

Bevor wir uns an diese Arbeiten machten, beschlossen wir, auf den Spuren der Kinder- und Jugendtage rund um Almen zu wandern. Unser Weg führte uns zum Eichenwald (Oichbäsch), über die Hutweide (Heatwoid) bis zum Oberen Kreuz (Iwern Koipen).

Das herrliche Wetter, diese idyllische Natur, die Stille, unterbrochen nur vom Zirpen der Grillen – einfach ein Traum! Auf einem schattigen Plätzchen ließen wir uns nieder und verzehrten unser mitgebrachtes Essen. Dann setzten wir unsere Wanderung fort, tauschten dabei viele schöne Erinnerungen aus, erzählten, lachten, sangen - auch unsere Almer Hymne durfte nicht fehlen. Diesen Tag haben wir alle sehr genossen. Für die bevorstehenden Arbeiten war dies eine Wohltat für Körper und Geist.

 

Die Vorbereitungen im vollen Gange

 

In den folgenden Tagen trafen immer mehr Landsleute ein. Nun ging es an die Arbeit: den verwucherten Aufgang zur Kirche von dem Grünbewuchs zu säubern, die Stämme der Alleebäume von den sprießenden Trieben zu befreien und zu kalken, das Gras auf dem Burgberg zu mähen. Auch die Glocken erhielten neue Zugseile und wurden mit einer Seifenlauge gereinigt. Beim Probeläuten klangen alle drei perfekt.

 

Unser herzlicher und aufrichtiger Dank geht an Frau Katharina Zelgy, die mit ihrer Spende die Finanzierung der Seile ermöglicht hat. Unsere liebe Frau Pfarrer ist sehr engagiert und interessiert, was den Zustand unserer Kirche samt Friedhof in unserer alten Heimat betrifft. Darüber freuen wir uns ganz besonders.

 

Familie Bielz hat Haus und Gerätschaften in Almen behalten und uns alle notwendigen Werkzeuge zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus öffnete sie ihre Türen für uns und verpflegten uns mit Speis und Trank. Sie waren sozusagen unser Basislager.

 

An einem der arbeitsintensiven Tage, bei Temperaturen von 33 Grad, überraschte uns unsere rumänische Freundin Violeta Radu (geb. Aron) mit einer Art Langos aus frischem Brotteig („placinte din aluat de pita“) und einem kühlen Gläschen Wein!

 

An dieser Stelle möchten wir euch allen im Namen unserer HOG ganz herzlich danken für die Gastfreundschaft, die gute Verpflegung, einfach für alles, was ihr für uns getan habt. Vergelt’s Gott!

 

Diese Tage in der alten Heimat mit gemeinsamem Wandern, Arbeiten und Feiern haben uns zusammengeschweißt und uns ein tiefes Gefühl des Zusammenhalts und der Zufriedenheit gegeben.

Der große Tag

 

Nun stand dem Treffen nichts mehr im Wege, am Donnerstag, den 12. August war es dann so weit:

dem Ruf der Almer Glocken zur Andacht im Schatten der mächtigen Linde am Platz vor der Kirchenburg, geborgen in vertrauter Umgebung, folgten die Almer sowie Gäste aus Meschen, Mediasch und Deutsch-Weißkirch. Wir hatten uns an historischer Stätte zusammengefunden, um das Wort Gottes zu hören, denn hier am Kirchberg haben wir als Grundschüler unsere Pausen verbracht, uns später für den Konfirmandenunterricht vorbereitet. Hier feierten auch unsere Vorfahren das Kronenfest am Peter-und-Pauls-Tag.

Die Andacht mit Heiligem Abendmahl gestaltete Herr Pfarrer Ulf Ziegler aus Mediasch. Freuen durften wir uns über die musikalische Begleitung von Frau Kantorin Liev Müller.

In seiner Predigt sagte Pfarrer Ziegler:

„Nicht nur unsere Kirche und Kirchenburg, sondern auch unser Leben gründen wir auf einem festen Fundament, auf Gottes Wort in seiner unendlichen Barmherzigkeit. Auf wen oder was dürfen wir bauen, wenn nicht auf Jesus Christus? Wer hält uns und gibt uns Beständigkeit, Stütze und Kraft, wenn uns die Wellen und Winde im Leben bedrohen, wenn nicht Jesus?“

 

Bewegt und nachdenklich gingen die Gedanken in die Ferne längst vergangener Tage in Almen und fanden wieder Halt im schönen Moment dieses Sommertages, bei der Andacht der kleinen Gemeinde am Kirchberg.

Der Choral „Jesu meine Zuversicht“ geleitete uns zu unseren lieben Angehörigen, die hier in der Heimaterde ihre letzte Ruhe gefunden haben. Bewegte Worte richtete Bischof Johann Schneider aus Halle/Saale an uns, gebürtig aus Meschen.

Mit den beiden Liedern „Nach der Heimat sehnet sich mein armes Herz“ und „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh“ nahmen wir Abschied von unseren Vorfahren am Ort der Ruhe. Sodann begab sich jeder an sein jeweiliges Familiengrab, um ein paar Minuten der Stille an unsere Verstorbenen zu richten.

 

Tief gerührt von der wunderschönen Zeremonie begaben wir uns gemeinschaftlich in die Pension Alma Via, Hausnummer 101, die von Marion und Mike aus Hannover betrieben wird. Die beiden sind vor sechs Jahren nach Almen gezogen, haben ein Haus gekauft und es zu einer Pension umgebaut, welche seither viele Gäste aus dem In- und Ausland beherbergt. Auch wir wurden hier kulinarisch vom Feinsten bewirtet. Herzlichen Dank dafür Euch Beiden.

 

Eine rumänische Kindertanzgruppe gab am Nachmittag traditionelle Tänze zum Besten. Eine kleine Gruppe von uns stimmte danach die Almer Hymne, das Siebenbürgen-Lied und weitere Lieder an, der gesellige Nachmittag bot viele Gelegenheiten zu interessanten Gesprächen.

Dieser erfüllte Tag fand seinen Ausklang in der zum Feiern einladenden Location bei Marion und Mike bis in die frühen Morgenstunden.

 

Zukunft für Almen

 

Gegen Abend begleitete uns Frau Caroline Fernolend, Direktorin der Mihai-Eminescu-Stiftung, zu unserer Kirchenburg, derzeit eine Baustelle, und unterrichtete uns über den aktuellen Stand der Restaurationsarbeiten. Die Almer sind Frau Fernolend und der Stiftung zu höchstem Dank verpflichtet. Die Stiftung engagiert sich seit vielen Jahren in besonderer Weise in Almen.

In einer ersten Phase, von 2015 – 2017, wurden die vier Wehrtürme und die Ringmauer vorbildlich nach Denkmalschutzrichtlinien restauriert.

Derzeit, von 2020 – 2022, wird unsere Almer Wehrkirche instandgesetzt. Alle diese Aktivitäten der Mihai-Eminescu-Stiftung (MET) unterstützen auch die soziale Zukunft der Almer Bewohner, sei es durch die Förderung von Bildungsprogrammen für Kinder oder durch Starthilfen für die Vereinigung Alma Viitor (Zukunft für Almen)

So pflegen und nutzen die Mitglieder dieses Vereins die Kirchenburg für kleine Konzerte, kulinarische Angebote für Besucher oder etwa als Lernumgebung für Kinder.

Die thematisch unterschiedlich gestalteten Wehrgeschosse der Türme sowie der offene Wehrgang bieten dem Besucher die Möglichkeit, die Almer Kirchenburg in besonderer Weise zu erleben. Nicht unerwähnt darf der Ausblick in die wunderschöne Landschaft bleiben.

 

Mit Wehmut und überwältigt von den vergangenen Tagen, verabschiedeten wir uns von unserer alten Heimat und traten die Rückreise an.

 

Wir freuen uns schon heute auf unser nächstes Treffen in Almen und hoffen, dass sich dann viele unserer Landsleute zum gemeinsamen Wandern, Beten, Singen und Feiern in vertrauter heimatlicher Umgebung einfinden werden.

 

Erika Konnerth und Edi Eitel